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Tabus und Stigma rund um Demenz

Demenzerkrankungen nehmen zu, da das Alter der Hauptrisikofaktor für eine Demenz darstellt. Obschon diese Erkrankung immer verbreiteter und bekannter ist, löst sie bei der Bevölkerung zahlreiche negative Reaktionen aus. Das Stigma gegenüber der Alzheimer-Krankheit oder anderen Demenzformen hat verheerende Folgen für die Betroffenen und ihre Angehörigen.

In der Schweiz sind rund 153 000 Menschen von Alzheimer oder einer anderen Demenzform betroffen. In den nächsten 25 Jahren wird sich die Anzahl Menschen mit Demenz mehr als verdoppeln. Pro erkrankte Person können bis zu drei Angehörige mitbetroffen sein, welche die oftmals mehrjährigen Betreuungs- und Pflegeaufgaben übernehmen. Obwohl diese Erkrankung häufig auftritt und es eine hohe Anzahl An- und Zugehörigen gibt, fällt es vielen Menschen schwer, offen darüber zu sprechen und es herrschen in der Gesellschaft weiterhin zahlreiche Tabus rund um diese Krankheit.

Wahrnehmung einer Krankheit prägt Umgang damit

Alzheimer wird in der Gesellschaft und in den Medien oft als eine furchterregende und aussichtslose Krankheit dargestellt, obschon sie sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich entwickelt und sehr heterogen auftritt. Darüber hinaus führt die Vorstellung von fortschreitender Abhängigkeit und dem Verlust der Alltagsfähigkeiten bei den Erkrankten und Angehörigen zu Ängsten, welche zusätzlich von Schamgefühlen begleitet werden. Diese Tatsache ist von Bedeutung, da die Wahrnehmung einer Krankheit einen starken Einfluss auf die Beziehung hat, die man zur erkrankten Person unterhält. Sie kann zum Beispiel zu Ausgrenzung und Entmenschlichung der Erkrankten führen. Dies kann verursachen, dass Betroffene Arztbesuche meiden oder dass Diagnosen nicht oder erst spät gestellt werden. In der Folge werden Behandlungen und Massnahmen zur Erhaltung der Lebensqualität nicht oder viel zu spät in Anspruch genommen.

Tabuisierung mit Folgen

Der allmähliche Verlust kognitiver Fähigkeiten und die Verhaltensänderung, die durch die Krankheit verursacht werden, können für die Erkrankten und ihr Umfeld zudem schwerwiegende Folgen mit sich ziehen. Machtmissbrauch, Gewalt, Aggressivität oder wirtschaftliche Ausbeutung können auftreten, die aufgrund der Tabus, welche mit der Krankheit verbunden sind, verschwiegen werden.

Eine Demenzerkrankung hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Erkrankten und ihr Umfeld, sondern auch auf unsere Gesellschaft und insbesondere auf unser Gesundheitssystem. Letzteres ist noch immer nicht ausreichend auf chronische Erkrankungen allgemein und auf die besonderen Herausforderungen von Demenzerkrankungen ausgerichtet. Es stellt sich deshalb die Frage, ob es auch im Schweizer Pflegesystem «Tabus» in Bezug auf die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz gibt, über die niemand sprechen möchte.

Nationale Demenzkonferenz rund um Tabus

Alzheimer Schweiz und Public Health Schweiz setzen sich deshalb am 30. April 2024 mit dem Stigma auseinander, das die Krankheit umgibt und werfen einen neuen Blick auf Demenzerkrankungen. Die Nationale Demenzkonferenz zum Thema Tabus rund um Demenz findet im Hotel Kreuz in Bern sowie online statt und steht allen interessierten Personen offen. Renommierte Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Fachbereichen (Ethik, Pflege, Recht, usw.) werden verschiedene Tabus rund um Alzheimer und andere Demenzformen thematisieren. Dabei werden auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie ein offener Umgang mit der Erkrankung erreicht und dadurch Demenzerkrankten in der Gesellschaft mehr Akzeptanz und Respekt verschafft werden kann. Die Konferenz wird auf Deutsch und Französisch simultanübersetzt. Melden Sie sich noch bis zum 28. April 2024 hier an.

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